Karte Treptower Park

TREPTOWER PARK

Spaziergang: Jurassic Park an der Spree

Download der Spaziergangskarte (A4)

von Julia Cornelius

Willkommen in einer Welt, in der Dinosaurier, Plastikschwäne und gefallene Achterbahnen aus dem überwucherten Nichts auftauchen, ein traditionelles Ausflugslokal eine Burgerkette beheimatet und Zitate Josef Stalins die Sarkophage eines sowjetischen Ehrenmals zieren. Der Weg in die von Menschenhand geformte Natur führt vom Bahnsteig nach Süden in den Treptower Park hinein, der entlang der Spree verläuft. Hier liegt im Ausflugsdampferhafen ein Großteil der Weißen Flotte [1] Berlins und lädt zu Stadterkundungen auf dem Wasser ein. Zahlreiche kleine Cafés und Imbissstände versorgen die hungrigen Spaziergänger an Land. An der Promenade [2] entlang führt der Weg vorbei an großen Liegewiesen und schönem alten Baumbestand. Dann taucht hinter einer Flussbiegung das traditionsreiche Ausflugslokal Zennerhaus [3] mit seinem einladenden Biergarten auf. Ganz zeitgemäß birgt die Altberliner Institution in ihrem Untergeschoss einen Burger-Bräter US-amerikanischer Herkunft. Vorbei am Bootsverleih [4] fällt der Blick auf eine Brücke mit historisierenden Torhäusern aus dem Jahr 1915. Der ersten Stahlverbundbrücke Deutschlands sieht man diese technische Neuerung so gar nicht an. Gesäumt von Fachwerkaufgängen führt sie zur Insel der Jugend [5], ein lohnender Abstecher. Nicht weniger lohnend ist der selbst geräucherte Fisch, den man im Segelschiffrestaurant Klipper [6] zu sich nehmen kann. Zurück auf dem Festland geht es vom Wasser weg zum Spreepark [7], dem früheren "VEB Kulturpark Plänterwald", dessen schauerlich-schöne Fahrgeschäftsruinen eine wunderbare Kulisse für einen Sonntagsspaziergang in Berlin bilden. Umgeschmissene und kopflose Plaste-Dinosaurier zeugen von einer fernen Zeit, in der zehntausende Besucher ihre Freizeit auf den Fahrgeschäften des Vergnügungsparks verbrachten. Folgt man dem Poetensteig bis zum Wasserweg dämmert romantisch umwaldet das Eierhäuschen [8] vor sich hin. Der Weg biegt nach links in die Kiehnwerder Allee ab, es geht zurück in Richtung Spree, an der Insel der Jugend vorbei zur Puschkinallee. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite reckt die Archenholdsternwarte [9] ihre „Himmelskanone" dem Universum entgegen – das längste bewegliche Linsenfernrohr der Welt. Hier hielt Albert Einstein 1915 seinen ersten öffentlichen Vortrag über die Relativitätstheorie in Berlin. Weiter die Puschkinallee hinauf erhebt sich ein imposantes Tor am Straßenrand. Der Triumphbogen bildet den Eingang zur monumentalen Ruhestätte von fünftausend sowjetischen Gefallenen des Zweiten Weltkrieges im Sowjetischen Ehrenmal [10]. Eine Lichtung am Ende des baumbestandenen Weges eröffnet den Blick auf zwei riesige stilisierte Fahnen aus rotem Granit, dahinter führt eine Treppe hinunter zum Ehrenhain mit seinem Gräberfeld. Sechzehn große Marmor-Sarkophage tragen Zitate Stalins und Reliefs, in denen der Kampf der Roten Armee im „Vaterländischen Krieg" dargestellt wird. Die bronzene Monumentalfigur auf dem Mausoleumshügel wirkt in ihrem martialischen Auftritt geradezu dinosaurierhaft. Über die breite Zugangsallee geht es zurück zur Puschkinallee und zum nahen Ringbahnhof am Treptower Park [11], von wo aus die Reise nach einer kurzen Rast auf der von alten Bäumen gesäumten Liegewiese weitergeht.


Tourdaten

1. Treptower Hafen | Vom Kai aus startet die Weiße Flotte zu Ausflugsfahrten
über die östlichen Seen Berlins | Puschkinallee 15

2. Promenade | Gewährt einen wunderschönen Blick auf den Fluss und die
grüne Landzunge der Stralauer Halbinsel

3. Eierschale Zenner | Früher eine traditionsreiche Musikkneipe, heute
Restaurant, Diskothek und Burger King. Der Biergarten liegt direkt an der
Spree | Alt Treptow 14-17

4. Ruder- und Tretbootverleih | Ausgangspunkt für kleine Kreuzfahrten
rund um die Liebesinsel, die ihren Namen nicht ohne Grund trägt | An der
Abteibrücke

5. Insel der Jugend | Über Deutschlands erste Stahlbetonbrücke von 1916
geht es auf das grüne Eiland. Junges vielfältiges Kulturprogramm.

6. Segelschiffrestaurant Klipper | Ob an Deck oder im holzvertäfelten
Bauch dieses Oldtimers aus dem Jahr 1890 - der selbst geräucherte Fisch
schmeckt überall wunderbar | Ende der Bulgarischen Straße

7. Spreepark | Der frühere VEB Kulturpark Plänterwald galt vor dem Mauerfall
als rotes Disneyland und war der Punkertreff in Ost-Berlin. Die Ruine
ist beliebt als Filmkulisse und Fotomotiv | Kiehnwerderallee 1-3

8. Eierhäuschen | Romantisch umwaldet dämmert die traditionsreiche
Ausflugsgaststätte von 1892 im Dornröschenschlaf dahin. Prinzen
gesucht | Südöstliche Spitze des Spreepark-Geländes

9. Archenholdsternwarte | Letztes Zeugnis der Gewerbeausstellung von
1896. Einstein erklärte hier Jahre später den Berlinern die Relativitätstheorie
| Alt-Treptow 1

10. Sowjetisches Ehrenmal | Monumentales Gedenken über den Gräbern
von 5.000 Rotarmisten. In der DDR eine Pilgerstätte | Puschkinallee

11. Treptower Park | Die von Bäumen umstandene Liegewiese im nördlichen
Teil wirkt zur Sommerzeit wie eine riesige Freiluftbühne | Puschkinallee

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